Mit dieser Online-Kartierung soll das Interesse in der Bevölkerung an den
Wildbienen verstärkt werden. Hierfür sind die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea (Linnaeus 1758)) und Östliche Holzbiene (Xylocopa valga (Gerstäcker 1872)) als zwei
der auffälligsten heimischen Arten besonders geeignet. Die Blauschwarze Holzbiene ist Biene des Jahres 2024 und sie ist eine Art des sogenannten 111-Arten-Korbs,
einem Baustein des Aktionsplans "Biologische Vielfalt" der baden-württembergischen Landesregierung (Aktionsplan-biologische-Vielfalt).
Im Rahmen dieses Aktionsplans soll das Thema "Schutz der Biologischen Vielfalt" in die Öffentlichkeit getragen und konkrete Maßnahmen zur Förderung der betreffenden Arten umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist u.a. auch eine
gute Kenntnis über die Verbreitung der Arten.
In den 80iger Jahren und davor wurde die Blauschwarze Holzbiene in Baden-Württemberg aufgrund von starken Rückgängen noch als stark gefährdet
eingestuft (Rote Liste von 1989). Zwischenzeitlich konnte sie sich wieder erholen, so dass sie im Jahr 2000 "nur noch" als Art der Vorwarnliste eingestuft wurde. Sie hatte davon profitiert,
dass in vielen Streuobstwiesen infolge Nutzungsaufgabe der Gehölzschnitt unterblieb und vermehrt alte Äste insbesondere bei Hochstämmen belassen wurden. Auch im Siedlungsbereich wird Totholz
mittlerweile in größerem Ausmaß toleriert.
In den letzten Jahren hat die wärmeliebende Blauschwarze Holzbiene vermutlich aufgrund der Klimaänderung ihr Verbreitungsareal sowohl in Richtung Norden (inzwischen kommt sie in Norddeutschland und darüber hinaus vor),
als auch in höhere Lagen (in Baden-Württemberg ist sie nun in Regionen oberhalb 700 m anzutreffen) deutlich ausgedehnt (Stand 2023).
Entsprechende Höhendiagramme zu den Arten sind ebenfalls auf unserer Webseite unter Projekte zu finden.
Um weitere Informationen sowie ein aktuelles Verbreitungsbild der Arten zu erhalten, soll diese Online-Kartierung durchgeführt werden.
Wie kann man Holzbienen erkennen?
Durch ihre beachtliche Körpergröße von 2,5 cm und die ähnliche Silhouette erinnern Holzbienen
zunächst an Hummeln. Jedoch lassen sich Holzbienen durch die einheitlich schwarze Körperfarbe und die blaumetallisch glänzenden Flügel sowohl von Hummeln als auch von den übrigen heimischen Wildbienenarten
gut abgrenzen. Nur wenige Bienengattungen können mit Holzbienen verwechselt werden Bestimmungshilfe
Wie kann man Blauschwarze Holzbiene und Östliche Holzbiene unterscheiden
Im Jahr 2011 wurde im Kaiserstuhl erstmals die Östliche Holzbiene (Xylocopa valga (Gerstäcker 1872)) im Südwesten Deutschlands festgestellt
(Schmid-Egger & Doczkal 2012). Diese Schwesterart der Blauschwarzen Holzbiene ist im Osten Europas, aber auch im Mittelmeergebiet, z. B. in Südfrankreich, weit verbreitet.
Inzwischen hat sich auch diese Art in Baden-Württemberg in Richtung Norden ausgebreitet, die Unterscheidung der beiden gleich großen Arten ist leider nicht so einfach.
Nur die Männchen dieser beiden sehr ähnlichen Holzbienen-Arten können auch im Gelände sicher anhand der Farbe der Fühlerglieder unterschieden werden:
Blauschwarze Holzbiene: Die beiden vorletzten Fühlerglieder sind vollständig rotgelb gefärbt.
Östliche Holzbiene: Alle Fühlerglieder vollständig schwarz.
Bei den Weibchen ist eine sichere Unterscheidung im Gelände kaum möglich.
Unterscheidungsmerkmale
Für die Online-Kartierung der Holzbienen können daher
nur männliche Tiere, bei denen man die Fühlerfärbung gut erkennen kann, herangezogen werden.
Die Östliche Holzbiene ist in Baden-Württemberg inzwischen entlang der gesamten Oberrheinebene sowie am Hochrhein verbreitet (Stand 2023)
in anderen Landesteilen ist sie in den kommenden Jahren zu erwarten.
Daher werden alle bisherigen Meldungen, die nicht eindeutig durch Männchen belegt sind, zunächst nur der Gattung Holzbiene (Xylocopa sp.) zugeordnet (blaue Fahnen). Soweit Fotonachweise von Männchen vorliegen, auf welchen die Fühlerfärbung eindeutig
zu erkennen ist, werden die Meldungen für die Blauschwarze Holzbiene durch gelbe Fahnen kenntlich gemacht. Die neuen Funde der Östlichen Holzbiene (anhand der Männchen oder von erfahrenen Bienen-Kennern gemeldet) sind an den schwarzen
Fahnen zu erkennen.
Es ist deshalb besonders wichtig, die zur Artunterscheidung notwendigen Fühler zu fotografieren.
Es empfiehlt sich, wenn möglich 2-3 scharfe Aufnahmen vom Kopfbereich anzufertigen. Sofern dabei eindeutig zu erkennen ist, ob es sich um Männchen
handelt (13 Fühlerglieder, Weibchen haben 12 Fühlerglieder), ist eine Unterscheidung zwischen Östlicher und Blauschwarze Holzbiene möglich.
Bitte die Fotos mit dem Vermerk Holzbienenmeldung und nochmaliger Ortsangabe und Beobachtungsdatum
an info@wildbienen-kataster.de senden.
Kleine Holzbiene (Xylocopa iris (Christ 1791))
In Baden-Württemberg gibt es noch eine dritte Holzbienen-Art, die Kleine Holzbiene (Xylocopa iris). Die Art kam früher in der südlichen Oberrheinebene vor, wurde dann jedoch über mehr als 50 Jahre nicht mehr nachgewiesen und
galt deshalb in der letzten Roten Liste (Westrich et al. 2000) als verschollen (RL 0).
Im Jahr 2018 konnte jedoch auch diese Art am südlichen Oberrhein wiederentdeckt werden (Treiber & Jacob 2018).
In den letzten Jahren gelangen in der Nähe dieses Fundorts wiederholte Nachweise, was darauf hindeutet, dass auch diese Art bei uns wieder bodenständig ist und möglicherweise ebenfalls von der Klimaerwärmung profitiert.
Die Kleine Holzbiene ist durch ihre deutlich geringere Körpergröße von ihren beiden Schwesternarten zu unterscheiden. Bisher ist sie sehr selten und nur aus der südlichen Oberrheinebne bekannt (Stand 2023).
Wo nistet die Blauschwarze Holzbiene?
Wie der Name besagt, legt die Holzbiene ihre Nester in morschem, aber trockenem, sonnig stehendem Holz an.
Es können sowohl absterbende Bäume und Äste, als auch Pfähle, marodes Gebälk und Brennholzablagerungen genutzt werden. Ihre Brutröhren nagt die Holzbiene selbst. Ein Nest kann aus einem oder mehreren
Gängen bestehen, in denen die Zellen hintereinander angeordnet sind. Die Trennwände der Zellen werden von der Holzbiene aus mit Speichel verklebten Holzpartikeln angefertigt. Männchen und Weibchen
schlüpfen im Spätsommer und überwintern in Hohlräumen. Die Paarung findet im folgenden Frühjahr statt. Ab Ende April beginnen die Weibchen bereits mit dem Brutgeschäft.
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Nesteingang an einem Weidenzaunpfahl |
Welche Blüten besucht die Blauschwarze Holzbiene?
Die Holzbiene besucht zumeist großblütige Pflanzen. So werden in Gärten beispielsweise Winterjasmin,
Schwertlilie, Blauer Eisenhut, Garten-Salbei oder großblütige Wicken- und Glockenblumenarten besucht. Von großer Bedeutung ist der Blauregen (Glyzinie) als Pollenquelle, gerne werden auch Obstbäume
genutzt. In der Feldflur werden u. a. Wiesen-Salbei, Wiesen-Flockenblume, Disteln, Aufrechter Ziest, Natterkopf und Platterbsen besammelt. Aufgrund ihrer mehrmonatigen Flugzeit ist die Holzbiene auf
ein kontinuierliches Blütenangebot vom zeitigen Frühling bis in den Hochsommer angewiesen.
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Weibchen am Aufrechten Ziest |
Weibchen an der Breitblättrigen Blatterbse |
Weibchen an der Pfirsichblättrigen Glockenblume |
In welchen Lebensräumen kommt die Blauschwarze Holzbiene vor?
In Baden-Württemberg besiedelt die Holzbiene vor allem Streuobstwiesen,
Waldränder, Gärten und Parks mit einem ausreichenden Angebot an Nahrungspflanzen und zur Nestanlage geeignetem Totholz.
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Für die Beobachtungsmeldung werden folgende Angaben benötigt:
Adresse des Melders: Name, Straße, PLZ, Ort, E-Mail-Adresse
Fundort: Ort, Gemeinde, Lebensraum (z. B. Hausgarten, Freizeitgrundstück, Obstbaumwiese mit totholzreichen Bäumen, Brennholzklafter)
Beobachtungsdatum:(Bsp.:10.08.2008)
Wenn möglich:
Nistplatz: (z. B. abgestorbener Baum, Ast, Brennholzklafter) Blütenbesuch: (Pflanze angeben)
Digitalfoto
Die Beobachtungsmeldung wird auf einer Karte in roter Farbe angezeigt. Sofern eine erfolgreiche
Überprüfung der Fundbeobachtung stattgefunden hat, wird die Markierungsfarbe in blau geändert. Eingesendete Digitalfotos der Art an Blüten oder am Nistplatz erleichtern die Überprüfung.
Nur bestätigte Meldungen können in die Datenbank des Wildbienen-Katasters übernommen werden.
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